Verein zur Förderung persönlichen Wachstums e.V.

Der Verein hatte seinen Sitz 1995-2017 in Welschbillig (Nähe Trier/Luxembourg).

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Erwin Kreim

Sammlung Briefsteller
Stellungnahmen zur Finanz- und Wirtschaftskrise

 

Zur Hauptseite Dr. Erwin Kreim

 

 

Karfreitagsstation Deutsche Bank / City-Bank

Alternativer Stadtrundgang mit Musik und Texten der City-Seelsorge Mainz, Karfreitag 2009

Die Botschaft vom Kreuz begegnet uns an verschiedenen Stationen in der Mainzer Innenstadt.

Viele Menschen leiden unter der Unsicherheit ihrer Zukunft. Viel dazu beigetragen haben die Banken, denn sie haben das Vertrauen ihrer Sparer missbraucht.

Kredit kommt vom lateinischen Wort credere, d.h. Kreditinstitute verstehen sich als „Vertrauensinstitute“. So gelang es ihnen, die Rücklagen und Reserven vieler Menschen als Einlagen zu erhalten. Aber statt diese Gelder besonders zu schützen vor Unsicherheiten der Zukunft, damit die Sparer im Alter oder in Not darauf zurückgreifen können, wurden sie in „toxischen“ Papieren angelegt. Wertpapiere, die eine hohe Rendite versprachen, aber mit hohen Risiken verbunden sind.

Die Anleger wurden massiv beworben, ihre Altersvorsorge in Fonds anzulegen; in Prognoserechnungen wurde ein enormer Vermögenszuwachs präsentiert. Es waren Produkte, die so konstruiert waren, dass viele Berater sie selbst nicht verstanden. Zum großen Teil bestanden sie aus Wetten auf bestimmte Entwicklungen.

Als dann zuerst in Amerika die Spirale der Immobilienpreissteigerungen in eine Abwärtsentwicklung drehte, gingen die Wetten nicht mehr auf und die Sparer verloren einen Großteil ihres Vermögens. Aus € 50.000 wurden schnell € 10.000 oder sogar ein Totalverlust bei Lehmann-Papieren. Die Konstrukteure und Berater zuckten mit den Achseln, natürlich sei auf die Verlustmöglichkeiten im Kleingedruckten hingewiesen worden. Sie treffe keine Schuld. Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bank sagte, er persönlich habe nie solche riskanten Wertpapiere gekauft, die Banken hätten nur die Gier der Anleger befriedigt!

Er hätte frühzeitig warnen können, statt mit den Fingern auf Anleger zu deuten und die Verführer in Nadelstreifen von jeder Mitschuld reinzuwaschen. Dann wären aber seinem Institut Milliarden an Einnahmen verloren gegangen.

Die Berater werden doch durch hohe Provisionen und Tantiemen getrieben, gerade solche Produkte zu verkaufen, bei denen die Banken hohe Erträge verdienen. Berater, die in diesem Spiel nicht mitspielten, wurden entlassen oder versetzt.

Das 1 x 1 des Bankgeschäftes lautet: Zwischen Rendite und Risiko besteht ein enger Zusammenhang, d.h. hohe Renditen sind mit höheren Risiken verbunden. Diese Grundregel wurde mit Hilfe von Ratingagenturen geleugnet. Gegen hohe Gebühren bewerteten diese Agenturen die Anleihen als risikolos, obwohl die Risiken ganz klar zu erkennen waren.

Wenn der Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Bank von allen Banken eine Eigenkapital-Verzinsung von 25 % forderte, als Maßstab für eine gut geführte Bank, so musste jedem solide ausgebildeten Banker klar sein, dass dies nur mit hohen Risiken erreichbar ist. Mit „normalen“ Bankgeschäften sind in Deutschland keine zweistelligen Renditen zu erzielen. Die Gier wurde zum Mittel des Systems: Provisionen und Tantiemen in nie da gewesenem Ausmaß wurden als „Schmiermittel“ eingesetzt.

Damit das System in solchem Umfang funktionieren konnte, haben die Bankenverbände darauf hingewirkt, dass die internationalen Aufsichtsregeln (Basel II), die für alle Banken gelten, löcherig blieben wie ein Schweizer Käse. Diese Löcher wurden extrem ausgenutzt. Milliarden von Anlagen wurden nicht mehr in den Bilanzen ausgewiesen, sondern über speziell gegründete Firmen in Steueroasen geleitet, genau darauf achtend, dass Straftatbestände gerade vermieden wurden. Verantwortungsvolle Menschen handeln nicht nach der Maxime: Alles was nicht verboten ist, ist erlaubt!

Die Bankmanager haben nichts zu verlieren, denn sie legen ihr Vermögen sicher an. In der neusten Ausgabe der ZEIT werden die angestellten Manager als „monströs überbezahlte Lakaien des Kapitals“ bezeichnet.

Die Finanzkrise ist eine Vertrauenskrise! Der Verlust an Vertrauen ist das Ergebnis der Zügellosigkeit.

Zu diesem Turbokapitalismus gehört es auch, Wettbewerber zu vernichten. Der Verband der privaten Banken hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass das in Deutschland bewährte System der öffentlichen Banken seine Basis verlor. So wurde die Landesbank Rheinland Pfalz mit ihren 2.000 Mitarbeitern, die für den Aufbau des Landes sehr positiv gewirkt hat, von den Ratingagenturen als zu klein bezeichnet - sie musste an eine größere Bank verkauft werden. Diese forderte dann als Gegenleistung für den Kaufpreis Renditen von über 15 %. Um dieses Ziel zu erreichen, werden in Mainz rund 600 Arbeitsplätze gestrichen – Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz, an dem sie so erfolgreich waren, dass diese Bank über viele Jahre der größte Steuerzahler der Stadt Mainz war. Die Steuereinnahmen der Stadt Mainz werden dramatisch zurückgehen, massive Sparmaßnahmen sind die Folge.

Wie Banken auch in sehr armen Regionen nützlich sein und wirtschaftliche Erfolge fördern können, beweist die von dem Nobelpreisträger Muhamad Yunus gegründete Grameenbank in Bangladesch, oder die so genannten People Banks in Indien, Philippinen oder Südamerika. Nur auf gegenseitigem Vertrauen werden Kredite gewährt und Einlagen entgegengenommen. Ausfälle von Microkrediten und Spareinlagen gibt es quasi nicht, weil die Kunden alles daran setzen, das ihnen entgegengebrachte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Von diesen Armen können Manager lernen!

Oberstes Ziel eines jeden Managers sollte die Erhaltung des von ihm geführten Unternehmens sein – was wir erleben ist aber, dass viele angestellte Vorstände und Aufsichtsräte das Ziel haben, in kurzer Zeit möglichst hohe Gehälter und Tantiemen einzustecken. Wenn dann dadurch das Unternehmen selbst in Gefahr gerät, wird nach dem Staat als Retter gerufen und eigenes Fehlverhalten geleugnet.

Die Gier verlangt kurzfristige Erfolge; die Nachhaltigkeit spielt keine Rolle.

Vertrauen verlangt Nachhaltigkeit und Sicherheit, das wurde dem übersteigerten Renditestreben (Shareholder Value) geopfert.

Das Leid und die Verunsicherung der Sparer durch den Verlust ihrer Reserven, die sie den Banken anvertraut haben, werden in Kauf genommen.

Jetzt widersetzen sich die internationalen Banken notwendigen Reformen, durch die das verlorene Vertrauen wieder gewonnen werden könnte:

Notwendig sind aus meiner Sicht:

In jeder Krise liegt auch eine Chance:

Nach der Katastrophe der Nazidiktatur und des 2. Weltkriegs entwickelte sich ein Wohlstand wie ihn die Geschichte noch nicht kannte und aus den Feindstaaten entstand das vereinte Europa.

So kann aus der Bankenkrise wieder die Erkenntnis wachsen, dass nicht das reine Renditestreben, (die Aktionärsinteressen) das Maß aller Dinge ist, sondern das Streben nach einem vertrauensvollen Interessensausgleich zwischen Gesellschaftern, Mitarbeiter, Kunden, Staat und Öffentlichkeit. Nicht immer neue Quartals-Rekorde sind wichtig, sondern Nachhaltigkeit, die Erhaltung der Vermögenswerte, die Sicherung der Arbeitsplätze und regelmäßig Steuerzahlungen, ohne die es keinen öffentlichen Wohlstand gibt.

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